Evangelische Auferstehungskirche

Kleinmachnow bei Berlin

Gemeinsam mit der spätmittelalterlichen Dorfkirche formt das neue Gemeindehaus ein kleines kirchliches Ensemble. An dem kurzen, unregelmäßig gepflasterten Weg, im Schatten der mächtigen alten Eichen stehen sich die Dorfkirche und das neue Gemeindehaus so selbstverständlich gegenüber, als hätte es sie beide hier schon ewig gegeben. Mit seiner charakteristischen Form bringt das neue Haus seine besondere Bestimmung zum Ausdruck und antwortet zugleich angemessen auf den beinahe feinstilisierten Backsteinbau[1] der alten Kirche.

Deren mächtiger Querturm ist auch künftig die prägende Dominante des Ensembles. Große geschlossene, handwerklich gemauerte Ziegelflächen und die sorgfältig ausgebildeten Öffnungen mit ihren hier nur einfach getreppten Laibungen erzählen von der engen Bindung des neuen Hauses an die alte Dorfkirche. Mit seiner eigentümlichen, nach innen gefalteten Dachform prägt der große Kirchsaal den Ausdruck des neuen Gemeindehauses. Dessen Gestalt wird nicht zuletzt durch die besondere Bedeutung bestimmt, die der Musik im Leben der Gemeinde zukommt.

Nach außen hin ist die Öffnung des Kirchsaales in den Dachraum sichtbares Zeichen für den Klang der Gemeinde im Raum, im Saal selbst hat das hölzerne Dachtragwerk eine eher bergende räumliche Wirkung. Der Saal ist zunächst als längs gerichteter Raum, durchaus im Sinne einer einfachen Wegkirche, angelegt. Ein kleines ‚Seitenschiff’ auf der Ostseite deutet einen Basilika-Querschnitt an. So wirkt der Raum auch zusammen mit der Erweiterung um den westlichen Gemeinderaum schlüssig. Mit dem Chor in der Apsis nimmt der Saal in diesem Fall Eigenschaften eines Zentralraumes an.

Auch die ungewöhnliche Ausbildung des Chorraumes mit zwei konvexen Raumecken, ein Zitat der Apsis von Alvaro Siza Vieras Kirche in Marco de Canavezes, ist Ausdruck der besonderen Rolle, die Musik im Leben der Gemeinde spielt. Die Form ist bergender Abschluß und bewirkt zugleich eine ausgezeichnete Abstrahlung des Klanges in die Tiefe des Raumes. Hier, an der Stirnwand des Saales sollte daher künftig auch die Orgel angeordnet werden; eine traditionelle Lösung, in der die Bedeutung der Musik als Ausdruck des Göttlichen auch räumlich vermittelt wird. Seine besondere Atmosphäre erhält der Altarraum aber durch das Auferstehungs-Fenster von Herbert Sander aus der alten Kirche am Jägerstieg. Vollkommen selbstverständlich und liturgisch angemessen findet das farbige Fenster seinen neuen Platz in der Südostwand des Chorbereichs.

Das neue Gemeindehaus ist ein kraftvolles Haus, dessen Gestalt durch den neuen Kirchsaal und dessen Raumklang bestimmt wird. Angemessen und dennoch selbstbewußt antwortet es mit seiner auch ein wenig eigentümlichen Gestalt auf die spätgotische Dorfkirche und wendet sich mit einladender Geste dem Besucher zu.

 

[1] Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Bd.2, S.721 (in der Ausgabe bei Hanser, 3. Aufl. 1987)

 

Auslober: Evangelische Kirchengemeinde Kleinmachnow
Wettbewerb 2. Preis, nicht realisiert
mit G. Heidenreich
Neubau einer Kirche mit Räumen für das Gemeindehaus
Mitarbeit: M. Wasserkampf
Freianlagen: SINAI, Berlin