Evangelisches Gemeindezentrum Petrus-Giesensdorf
Berlin
Ein kleiner, sich nach Südwesten zur Celsiusstraße öffnender Eingangshof bildet den einladenden Auftakt des neuen Gemeindezentrums, das sich hier als Ensemble unterschiedlich hoher, eingeschossiger Baukörper präsentiert. Zeichenhaft und kraftvoll vermittelt die nach Osten mit einer flachen ‚Apsis‘ abgeschlossene ‚Kirche‘ die besondere Nutzung.
Dem Zugang von Straße direkt gegenüber liegt der Haupteingang des Gemeindezentrums mit Foyer und Café, der natürlichen Mitte der kleinen Anlage. Von hier werden die für sich weitgehend unabhängigen Nutzungsbereiche in einer klaren und selbstverständlichen Form erschlossen. Zusätzliche Zugänge können bei Bedarf für den Bereich der Gemeinwesenarbeit und für die ‚Kirche‘ genutzt werden. Eine Außenbestuhlung findet hier einen sonnigen und dennoch geschützten Platz.
Der Gottesdienstraum wird als zweigeschossiger Raum etwas höher als gefordert ausgebildet. Die leicht gekrümmte Ostwand mit der kleinen ‚Gaube‘ zur Aufnahme der Vertikal-Faltwand gewinnt eine schon fast skulpturale Qualität, die, ebenso wie die ‚Rosette‘ in der Westwand auf die besondere Nutzung des Raumes verweist. Die beiden nur ein Geschoß hohen Fenster in den Seitenwänden gewährleisten eine ausgezeichnete Belichtung auch bei geteiltem Raum und stützen doch zugleich, zusammen mit dem Licht der ‚Rosette‘ den sakralen Charakter.
Ein kleines Foyer ist dem Gottesdienstraum vorgelagert, das –ohne die atmosphärische Qualität der kleinen Kirche zu beeinträchtigen– als eine naheliegende Erweiterung dienen kann. Die zusätzliche Tür zum Eingangshof, genau in der Raumachse stärkt diese kurze aber prägnante Sequenz und erlaubt bei Festlichkeiten, vielleicht aber auch bei allen Gottesdiensten einen entsprechenden Einzug in die Kirche.
Die quergelagerte Proportion des Raumes legt eine schöne U-förmige Gruppierung der Gemeinde um den Altar nahe, ohne die nicht zuletzt durch die Lichtführung etablierte Kraft der Raumachse in Frage zu stellen. Dieser Raum versteckt seine Bestimmung nicht, er kann selbstverständlich auch anders genutzt werden, aber er bleibt ‚Kirche‘ – unmißverständlich.
Für die kirchlich organisierte Tafel ‚Laib und Seele‘ ist das kleine Foyer vor der Kirche zugleich der Wartebereich vor der Ausgabe. Der Raum kann auch in diesem Fall zunächst über die ‚Kirchentür‘ betreten werden und bietet dann genügend Raum für Wartende. Vorbei an der Ausgabe geht ist dann über den Haupteingang des Gemeindezentrums auch ein kreuzungsfreies Verlassen des Hauses möglich.
Dem Gottesdienstraum gegenüber liegt im Westen der Bereich für die Gemeinwesenarbeit als eine zusammenhängende Raumgruppe. Dieser Teil des Hauses kann bei Bedarf auch völlig unabhängig vom übrigen Gemeindezentrum, separat vom gemeinsamen Eingangshof aus erschlossen werden.
Die Räume der Gemeinde schließen sich im Nordosten an die Mitte des Hauses mit dem Café an. Zugänge sind hier sowohl zu individuellen, den Räumen vorgelagerten Terrassen im Südosten als auch zum gemeinschaftlichen Garten mit der großen Ulme auf der anderen Seite möglich. Das Pfarrbüro und gegebenenfalls die Pfarrwohnung schließen diesen Teil des Hauses nach Norden hin ab.
Die besondere Qualität des Projektes liegt in den differenzierten und räumlich vielfältigen Beziehungen der einzelnen Räume untereinander und nicht zuletzt in der Einbindung der jeweils unterschiedlich charakterisierten Freiräume in dieses Gefüge. In seinem Ausdruck bleibt das neue Gemeindehaus einfach und zurückhaltend – in einer einladenden, selbstverständlichen Form vermittelt es, ein Haus der Kirche zu sein.
Auftraggeber: Ev. Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf
Wettbewerb, 3. Preis
Neubau des Gemeindezentrums der evangelischen Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf
Mitarbeit: T. Kublashvili, A. Klauenberg