Bundesstiftung Baukultur

Potsdam

Nachhaltigkeit der Gestalt

Nachhaltigkeit ist auch die bewahrende Aneignung des Bestehenden. Die dauerhafte Gültigkeit der architektonischen Gestalt steht dabei gleichberechtigt neben den technischen Erfordernissen an einen verantwortungsvollen Einsatz der Ressourcen. Mit der Umnutzung eines ehemals militärisch genutzten Bauwerks trägt die Bundesstiftung auch mit ihrem eigenen Haus zu einer Entwicklung bei, die den Begriff der Nachhaltigkeit weiter faßt, als dies in einer auf Dämm- und Verbrauchswerte fixierten Diskussion möglich wäre.

Die Ergänzung als Zeichen

Das neue Dachgeschoß wird mit seinem lichtdurchlässigen Ziegel-Gittermauerwerk und mit den wenigen großformatigen Fenstern zu einem prägnanten Zeichen für den Sitz der Bundesstiftung Baukultur in Potsdam. Dabei bleibt das bestehende Haus bis auf eine neue, große Öffnung für den Eingang praktisch unverändert. Dennoch gewinnt das Gebäude im Zusammenwirken der bestehenden und der neuen Bauteile einen eigenen Charakter.

Zunächst trägt die Verwendung der Ziegel auch im Dachgeschoß zu einer selbstverständlichen Wirkung der Ergänzung bei, darüber hinaus aber verweist ihre dem Bestand fremde Verwendung als offenkundig nicht mehr massive, lichtdurchlässige Membran auf die neue Nutzung.

Ein Ort des Austauschs

Dem entspricht der Umgang mit den Innenräumen. Die innere, räumliche Struktur des bestehenden Hauses bleibt nahezu unverändert. Aufwendige konstruktive Eingriffe in den Bestand werden vermieden. Mit nur wenigen Eingriffen gelingt die Öffnung des Hauses für ein kommunikatives Miteinander. Das Erdgeschoß nimmt die öffentlichen Funktionen, also Empfang, Vortragsraum und Ausstellungsflächen auf. In den beiden Obergeschossen sind die Arbeitsräume der Mitarbeiter um den überhohen Raum der Teeküche herum angeordnet. Als Ort des Austauschs wird dieser Innen-Raum zur kommunikativen Mitte des Hauses.

Der Öffentlichkeit zugewandt

Der neue Eingang von Osten verändert die stadträumlichen Bezüge der ehemaligen Offiziersvilla. Der bisher prägende, achsiale Bezug zum Hauptgebäude der Kaserne tritt zurück gegenüber einer Einbindung des Hauses in den neu entwickelten Kulturstandort Schiffbauergasse. Ein locker mit Feuer-Ahornen bepflanzter, erhöhter Garten wird, ebenfalls aus Ziegeln gemauert, gleichsam als Sockel zu einem Teil des Bauwerkes. Die großzügige und einladende Geste unterstreicht das Selbstverständnis der Bundesstiftung als einer der Öffentlichkeit zugewandten Einrichtung.

Selbstverständliche Aneignung

Respekt vor dem Bestehenden bestimmt die Aneignung des Hauses für die neue, von der ursprünglichen so verschiedene Nutzung. Ohne die Herkunft des alten Hauses zu verleugnen, verschiebt sich die Anmutung des Hauses weg von der Strenge der früheren militärischen Nutzung hin zu einer größeren Offenheit. Wenige, entschiedene Eingriffe machen das ergänzte Bauwerk zu einer angemessenen Behausung für den künftigen Sitz der Bundesstiftung Baukultur in Potsdam.

 

Bauherr: Stadt Potsdam, vertr. durch Pro Potsdam GmbH
Wettbewerb 1. Preis, realisiert
Umbau und Aufstockung einer ehemaligen Offiziersvilla
mit G. Heidenreich
Mitarbeit: T. Richter, O. Behrens, J. Jambor, T. Weber
Freianlagen: Weidinger Landschaftsarchitekten
Tragwerk: Ingenieurbüro R. Jockwer GmbH
Technische Ausrüstung: Planungsbüro Dernbach GmbH
Fotos: Bernd Hiepe, Springer Architekten
Historische Abbildung: Zustand der "Husarenvilla" von 1895 vor dem Umbau
 
Fritz Höger Preis 2014, Special Mention
BDA Preis Architektur in Brandenburg 2012