Heizkraftwerk Leipzig-Süd

Leipzig

Die progressive horizontale Schichtung der neuen Fassaden mit ihrem markanten, entfernt an Friese klassischer Ordnungen erinnernden oberen Abschluß, ist trotz ihres offensichtlich zeitgenössischen Erscheinungsbildes seit Jahrhunderten überlieferten, grundlegenden architektonischen Prinzipien verpflichtet. Die Fassaden erzählen vom Tragen und Lasten, vom physischen Gewicht der großen Volumina, auch wenn die konstruktive Struktur der vergleichsweise leichten Fassadenrahmen tatsächlich eine ganz andere ist. So erscheint uns –auch im Kontext der alten Industriebauten und trotz der selbstverständlichen Verwendung heutiger industrieller Materialien und Konstruktionstechniken– das Bild der neuen Anlagenbauten seltsam vertraut.

Mag sein, daß dazu auch die vage Erinnerung an das von Renaissancefassaden bekannte Motiv der Bossierung ganzer Fassaden durch Diamantquader beiträgt. In seinen Dimensionen gegenüber den Vorbildern dramatisch vergrößert, erscheint das Relief hier in einer in Maßstab und Material verfremdeten Form und vermag eben deshalb beides zu leisten: eine kraftvolle Texturierung der Oberflächen einerseits und zugleich auch die strukturelle Gliederung der ansonsten einfachen, stereometrischen Baukörper.

In der Fernwirkung wird eine angemessen prägnante Wirkung der Gesamtanlage erreicht und trotz des bisher hier nicht verwendeten Materials fügt sich die vergleichsweise kleinteilige Struktur der neuen Fassaden mit einer gelassenen Zurückhaltung in den Zusammenhang der sorgfältig gegliederten, historischen Ziegelbauten ein.

 

Auftraggeber: Stadtwerke Leipzig
Konkurrierendes Gutachten
Gestaltung der Fassaden der Anlagengebäude des neuen Heizkraftwerks Süd
Mitarbeit: T. Kublashvili, A. Klauenberg
Abbildung: Novello da San Lucano; Chiesa del Gesù Nouvo, Neapel 1470/1584